Obstipation ist eine Gesundheitsstörung, die die Lebensqualität der Betroffenen deutlich mindert [4] und erhebliche volkswirtschaftliche Auswirkungen hat (z. B. durch Arztbesuche und Arbeitsfehlzeiten). Die erfolgreiche Behandlung der Obstipation ist daher ausgesprochen sinnvoll.
Leitlinien zur Behandlung der (chronischen) Obstipation empfehlen einen mehrstufigen Behandlungsalgorithmus. In der ersten Stufe sind dies Verhaltensänderungen (höhere Flüssigkeitsaufnahme, mehr Bewegung, mehr Ballaststoffe), in der zweiten Stufe (rezeptfreie) Laxantien wie Bisacodyl, Na-Picosulfat und Macrogol, und in der dritten Stufe rezeptpflichtige Präparate [1, 4].
Zum Einfluss der Bewegung auf die Verdauung Obstipierter liegen einige Studien vor, die nun von Gao et al. [2] in einer Meta-Analyse zusammenfassend analysiert wurden. Die Autoren identifizierten 9 Studien (mit insgesamt 680 Patienten), bei denen der Effekt von Bewegungstraining auf die Obstipation untersuchte wurde. Die Vergleichsgruppen erhielten Ohr-Akupunktur, Maziren-Tabletten (TCM), Unterweisungen, oder keine besondere Behandlung. Die sportlichen Aktivitäten waren recht heterogen. Meist waren dies aerobe Aktivitäten (Qigong, Baduanjin (beide aus dem asiatischen Kulturkreis), „(Power)-Walking“), nur eine Studie untersuchte die Effekte von Krafttraining.
Der Zeitraum des Trainings lag dabei zwischen 4 und 24 Wochen, und es wurde zwischen 60 und 420 Minuten pro Woche trainiert. Als Kenngröße zur Beurteilung der Effekte wurde das „relative Risiko“ (Risk Ratio; RR) der Linderung der Obstipation gewählt. Was ergab nun die Analyse?
Obwohl die Parameter der Trainings sehr heterogen waren, war das Ergebnis doch eindeutig: Bei den Patienten, die ein Bewegungstraining absolviert hatten, hatte sich die Verdauung im Sinne einer Linderung der Obstipation im Vergleich zu den Vergleichsgruppen verbessert. Dieser Effekt ließ sich jedoch nur nach aerobem Training beobachten (hier lag die RR bei 2,42 zugunsten der Trainingsgruppen). Anaerobes Training hatte jedoch keinen Effekt (RR von 0,85). Fasst man beide Trainingsformen zusammen, kommt man immer noch auf eine RR von 1,97. Bewegungstraining ist also offenbar hilfreich zur Linderung der Obstipation, wobei aerobes Training von mindestens 140 Minuten pro Woche die besten Effekte zeigte. Zudem wurden in einigen der Studien auch Parameter wie Vitalität, Wohlbefinden und Lebensqualität bewertet; auch hier hatte Bewegungstraining einen positiven Einfluss.
Was bedeuten diese Ergebnisse nun für die Praxis? Was bedeuten die ermittelten RRs? Dazu ein Rechenbeispiel: Nehmen wir an, 10 Patienten leiden an Obstipation, dann wären nach 4 bis 24 Wochen Bewegungstraining die Symptome bei 5 Patienten gebessert – bei den anderen 5 hingegen nicht (siehe Abbildung).
Aktuelle Therapieleitlinien empfehlen Änderungen des Lebensstils (Bewegung, Flüssigkeitsaufnahme, Ballaststoffe) als erste Maßnahmen; wenn diese nicht helfen, werden Laxantien wie Bisacodyl, Natrium-Picosulfat oder Macrogol empfohlen. Zwei klinische Studien (in denen die Wirkstoffe Bisacodyl, bzw. Natrium-Picosulfat mit Placebo verglichen wurden) zeigten, dass beide Wirkstoffe wirksam, sicher und verträglich bei der Behandlung der Obstipation waren. So wurden beispielsweise bei der Behandlung mit Na-Picosulfat bei ca. 70%, und bei Bisacodyl bei 90% der Patienten innerhalb der ersten 24 Stunden nach der Einnahme ein Stuhlgang ermöglicht [3, 3a, 5; siehe Abbildung], und die Linderung der Verstopfungs-Symptomatik war über den gesamten Studienverlauf (von jeweils 4 Wochen) zu verzeichnen.
Fazit: Bewegungstraining über mehrere Wochen hat bei ungefähr der Hälfte der Trainierenden einen positiven Einfluss die Obstipation. Laxantien mit den Wirkstoffen Bisacodyl oder Na-Picosulfat wirken meist schon innerhalb des ersten Tages nach der Einnahme bei bis zu 90% symptomlindernd.
Interessenkonflikt: T. Weiser und S. Landes sind Angestellte von Sanofi.
Offenlegung: Medical Writing und Publikation finanziert von Sanofi Aventis Deutschland GmbH.